Bei der Kompostierung verrichten Mikroorganismen und Kleinstlebewesen ihre nützliche Arbeit und verwandeln das Kompostmaterial in Humuserde. Bei diesem Prozess wird Wärme freigesetzt und dieses Prinzip macht man sich in einem Biomeiler zunutze. Die freiwerdende Wärmeenergie kann man zum Erwärmen von z.B. Wasser nutzen und somit auf natürlichem Wege Energie erzeugen.
Die Physik-Fans werden nun gleich die Hand heben und zurecht einwenden, dass man Energie ja gar nicht erzeugen kann, sonder lediglich umwandeln. Und das ist vollkommen richtig und bei der Kompostheizung auch relativ einleuchtend. Denn die in der Biomasse enthaltene Energie wird von den abbauenden Organismen und Tieren verstoffwechselt. Dabei wird die Energie je nach Wirkungsgrad des jeweiligen Organismus zum Teil als Wärme abgegeben. Salopp formuliert, passiert im Komposthaufen ähnliches wie beim Sport, bei dem man durch körperlicher Anstrengung Wärme abgibt.
Wie funktioniert ein Biomeiler?
Unter normalen Bedingungen würde die erzeugte Wärme im Kompost mit der Zeit an die Umgebung abgegeben werden. Beim Biomeiler wird die Wärme allerdings verwendet, um Wasser zu erwärmen. Dazu werden innerhalb des Kompostmaterials Leitungen verlegt, durch die Wasser strömt. Dieses Wasser wird durch die Kompostheizung erhitzt und kann über die Leitung entnommen werden. Bei der Verrottung entstehen unter günstigen Bedingungen Temperaturen von 50-60 Grad. Das reicht vollkommen aus, um Wasser zu erhitzen und dieses für eine Heizung oder für den Warmwasserbedarf zu entnehmen.
Solange die Verrottung der Materialien auf Hochtouren stattfindet, solange steht die Wärmeenergie im Biomeiler zur Verfügung. Bei einer groß angelegten Kompostheizung kann das über ein Jahr reichen. Im Extremfall sogar bis zu bis zwei Jahre. Spätestens dann jedoch ist der Abbauprozess vollzogen und die Biomasse in Humus umgewandelt. Im gewöhnlichen Kompost würde man sagen, dass die Kompostierung abgeschlossen ist und fertige Komposterde entnommen werden kann. Beim Biomeiler ist das eigentlich auch nicht anders. Die Mikroorganismen haben die Biomasse so weit umgewandelt, dass die Humuserde nun anderweitig z.B. zur Bewirtschaftung von Feldern oder Beeten Verwendung finden kann.
Biomeiler für den eigenen Garten
Theoretisch kann man eine Kompostheizung in jedem beliebigen Komposter einrichten, jedoch reicht die Menge des Kompostmaterials und die Temperaturen nicht aus, um vernünftige Ergebnisse zu erzielen. Einige Selbstversorger haben die Technik jedoch perfektioniert und bauen entsprechend groß dimensionierte Biomeiler. Der Aufbau gleicht dann weniger einem Komposthaufen als einer mannshohen Halde. Auch werden nicht klassische Kompostmaterialien, die für gewöhnlich beim Gärtnern oder in der Küche anfallen, einzeln zum Biomeiler hinzugefügt. Vielmehr wird einmalig ein Haufen angelegt und mit den oben erwähnten Leitungen versehen. Als Material werden oft kleingehäckselte Bäume und Sträucher verwendet. Das Material wird angefeuchtet und aufgeschichtet. Eine zusätzliche Schicht als Abschluss dient der Isolation und dem Schutz vor Verdunstung. Hier kommt oft Schnitt von Nadelbäumen zum Einsatz. Um die Bewässerung besser unter Kontrolle zu behalten, kann optional auch ein Regenschutz aufgebracht werden.
Das Verfahren zum Einsatz und Betrieb eines Biomeilers wurde von Jean Pain, einem französischem Landwirt entwickelt und umgesetzt. Hier eine Dokumentation zum Aufbau seines Biomeiles.
Kompostheizung im Winter
Das Verfahren funktioniert selbst bei niedrigen Außentemperaturen ohne Probleme. Wer allerdings schon mal einen Kompost angelegt hat, weiß, dass die Rotte im Winter langsamer abläuft als im Sommer. Die niedrigen Temperaturen sorgen dafür, dass die Mikroorganismen weniger aktiv sind. Ganz ähnlich ist das prinzipiell auch im Biomeiler, aber der entscheidende Faktor ist hierbei die Menge des Materials. Bei einem Biomeiler von etwa 100 Kubikmeter oder mehr und einer entsprechend dimensionierten Isolierschicht ist der Wärmeverlust gering und die Kompostheizung auch im Winter problemlos betriebsfähig.
Biomeiler in der Praxis
In der industriellen Energiegewinnung spielen Biomeiler so gut wie keine Rolle. Vielmehr werden sie immer wieder als lokale Anlage bei diversen gemeinnützigen Projekten oder von Selbstversorgern angelegt und erfolgreich betrieben.
Hier eine Zusammenstellung einiger Biomeiler im Einsatz:
- Im Rahmen eines Projektes der GTS 2001 Haupt- und Realschule in Syke (Niedersachsen) wurde ein Biomeiler aufgebaut. Die gewonnene Wärmeenergie kommt dem örtlichen Gewächshaus zugute und wird in die vorhandene Heizung eingespeist. Die Schülerinnen und Schüler lernen dabei in einem praktischen Einsatz nicht nur die biologisch/chemischen Prozesse der Kompostheizung kennen, sondern erwerben zudem KnowHow im Bereich des Projektmanagements und des Teamworks, denn so ein Projekt zu stemmen ist viel mehr als im Unterricht Theoriewissen vermittelt zu bekommen. Der entstehende Humus wird anschließend in der Stadt verwendet.
- Das Naturschutzzentrum Arche Noah in Menden (Sauerland) betriebt eine Aquaponic Anlage und züchtet in diesem Rahmen Tilapien. Die Anlage wird nun über einen eigens aufgebauten Biomeiler beheizt. Nach einer zwei Monate langen Testphase wurde die Kompostheizung mit Erfolg in Betrieb genommen und erzeugt die nötige Wärmeenergie nun vollständig grün.
- Ein Selbsversorger in Elbersberg in Bayern unternimmt den Versuch komplett autark und somit ohne die Nutzung von externer Energie auszukommen. Neben eine entsprechenden Photovoltaik-Anlage mit Nachtspeicher, wurde hier ein Biomeiler gebaut, der Warmwasser ins Haus liefert.
- In Hennef (NRW) wurde im Rahmen eines Workshops ein Biomeiler gebaut. Veranstalter war die Wirtschaftsgemeinschaft Solidarische Landwirtschaft (SoLawi) aus Bonn.
Noch mehr Praxistipps
Immer wieder haben Leser dieses Artikels (und der anderen Beiträge rund um das Thema Kompost) gute Tipps und Ergänzungen oft aus der eigenen Praxis. Es lohnt sich daher immer noch ein wenig nach unten zu scrollen und die Kommentare zu lesen 😉 So auch hier zur Kompostheizung. An der Stelle meinen ausdrücklichen Dank an die Kommentatoren.
Rebekka says
Zum Thema Biomeiler im eigenen Garten! Es gibt einen Komposter, beziehungsweise ein Anbausystem, der wie ein Mini Biomeiler Wärme an seine Pflanzen abgibt 🙂
Der KUBI gibt die Abwärme der Kompostierungsprozesse an das Erdvollumen ab, vorausgesetzt natürlich man befüllt den Kompost fleißig. Durch die schlanke Form sind die Pflanzen rund um von innen gewärmt. Bei schlechtem Wetter kann man seine Pflanzen also dann mit einem normalen Gartenvlies von außen schützen und die von innen kommende Wärme wird nochmals daran gehindert zu entweichen. Dadurch kann man früher und länger anbauen.
Später kann man per Entnahme fertige Humuserde entnehmen und oben wieder auf den KUBI geben – so entsteht ein Erdkreislauf durch den man die Erde im KUBI nicht mehr austauschen muss. Man sollte allerdings beachten, dass man weiterhin auf die Pflanzenschildchen gucken sollte und äußerst frostempfindliche Pflanzen wie Tomaten und Basilikum, trotzdem erst nach den Eisheiligen im Mai pflanzt.
Vielen Dank für den ausführlichen Bericht!
Redaktion - Kompost Tipps says
Hallo Rebekka,
besten Dank für die Ergänzung!
Viele Grüße
Thomas
Thomas Zimmer says
Hallo Biomeiler-Fans!
Die besten Wärmeergebnisse bekommt ihr, wenn Mist mit geschreddertem Laub, Gras und siliertem Rasenschnitt gemischt werden. Ich lasse meinen Hasenmist vorrotten, mische oben genannte Abfälle darunter. Dazu kommen gehächselter Mais, Rübenblätter sowie Knöterisch. Beim Anlaufen sind in meinem Biomeiler nach 2Tagen ca 50 Grad, nach 4Tagen schon teilweise 80 Grad erreicht. Aus über 40jähriger Erfahrung mit Kompost sag ich euch, die Mischung machts. Liebe Grüsse Tommi Lausbub.
Redaktion - Kompost Tipps says
Hallo Tommi,
herzlichen Dank für diese Einblicke und Tipps aus der Praxis. Alle Daumen nach oben!
Viele Grüße
Thomas
Verena says
Der Kompost ist bei allen Kompostheizungen draußen im Garten. Bei fast allen. Auf http://de.pluspedia.org/wiki/Kompostheizung habe ich aber ein Konzept gesehen, wo der Kompost im Haus ist. Was haltet ihr davon?
Liebe Grüße
Verena